Wer kennt den „Bären“ in Twann nicht? Wohl niemand in der Region und weit darüber hinaus. Das behäbige Gebäude steht an markanter Stelle in der Dorfmitte und verfügt über eine Grösse, die nicht einer gewöhnlichen Dorfwirtschaft entspricht.
Die ersten „Bären“-Wirtschaften
Im Ortsteil Dorf, früher etwa auch Grosstwann genannt, und zwischen dem heutigen «Bären» und der Kirche liegt eine Gasse, die «Bäreländti». Sie zeigt gegen den See und ihr Name sagt aus, dass sie etwas mit dem «Bären» zu tun hat. Tatsächlich stand hier Twanns erste «Bären» Wirtschaft. Über diese Ländten wickelte sich ein grosser Teil des Warenverkehrs von und nach auswärts ab. Für Wein und andere Güter kannte Twann damals nur den Seeweg.
Das Gebäude des «Bärens» wurde 1982 fachmännisch untersucht. Im Mitteilungsblatt «Unsere Kunstdenkmäler» hat Dr. Andres Moser das Gebäude beschrieben. Die bauliche Hauptsubstanz geht laut seiner Beurteilung auf das Jahr 1525 zurück. Das damalige Haus verfügte nur über bescheidene Restaurationsräume.
Die ersten bekannten Besitzverhältnisse
In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts war ein Twanner namens Lehnen «Bären»-Wirt. Seine Tochter Susanna Barbara stand 1772 in der Kirche als Gotte; 1781 heiratete sie den 1745 geborenen Niklaus Perro. Dieses Ehepaar übernahm nach der Hochzeit den «Bären», doch verstarb der Ehegatte schon 1796. Niklaus Perro hinterliess seine Frau und Kinder.
Katharina, die Tochter des Niklaus Perro und der Susanna Barbara, geb. Lehnen, heiratete 1807 den Küfer Jakob Krebs. Die beiden übernahmen die Wirtschaft an der Bärenländti.
Als die Bielerseestrasse langsam Wirklichkeit wurde, waren sie an die Dorfgasse umgezogen und hatten dort die Gaststätte gegenüber dem Rathaus weitergeführt. Der Gatte starb 1833. Da dieses Haus angesichts des zu erwartenden Verkehrs nicht genügte, tauschte die Wirtin Land an bester Stelle und errichtete 1840 in weitsichtiger Art das heutige Hotel «Bären».
Am 26. Dezember 1861 starb Catharina Krebs, geb. Perro nach jahrzehntelangem Wirken.
Bei der Teilung begnügte sich der älteste Sohn Gottfried, geboren 1808, mit einem Wohnhaus im Dorf. Vorher war er in den Akten als «Bären»-Wirt bezeichnet worden. Der zweite Sohn, Jakob, geboren 1811, der bereits erwähnte «Trybeljoggi», hatte damals in der Gemeinde Twann das Sagen. Er war Grossrat und Gemeindeschreiber und übernahm die Wirtschaft «Zum Rebstock», den früheren «Bären».
Der jüngste Sohn, Adolf, geboren 1820, wurde nun «Bären»-Wirt. 1862 heiratete er die 16 Jahre jüngere Anna Brand aus Röthenbach bei Herzogenbuchsee. Gemeinsam führten sie den «Bären» erfolgreich. Adolf starb 1881, erst 61-jährig. Seine Witwe Anna verheiratete sich etwas später mit Jakob Krebs (1842–1906) aus dem Höfli. Die beiden Ehen blieben kinderlos; Anna überlebte beide Ehegatten und starb hochbetagt nach 60-jährigem Wirken als «Bären»-Wirtin.
Das Engelberghölzli oder das Junkereholz
Praktisch die ganzen Twanner Waldungen gehören der Öffentlichkeit, in Twann also der Burgergemeinde. Die Ausnahme macht ein Stück Wald von 11,43 ha oder 313⁄4 Jucharten Grösse. Dieses, an der Grenze gegen Tüscherz gelegene, schöne Waldstück gehörte lange Zeit zur Engelberg-Besitzung, die wiederum viele Jahrzehnte im Eigentum nobler Berner Familien war – daher der Name Junkereholz. Als letzter dieser Berner verkaufte 1842 Carl von Graffenried die ganze Besitzung den beiden Bieler Handelsleuten Albert Verdan-Wildermeth und Franz Moser-Huber. Das Gut mit den Reben ging dann 1847 an Juliana Krebs (1790–1856), der Witwe des 1836 verstorbenen Johannes Krebs (1780–1836). Der Wald hingegen wurde 1855 von Gottfried und Adolf Krebs gemeinsam übernommen. Adolf erwarb 1870 die Hälfte des Waldes von Gottfried. So kam der Twanner «Bären» zu seinem Waldeigentum.
Die Familie Hubler übernimmt den Bären
Nach dem Tode der 86-jährigen Anna Krebs-Brand erbte ihr Neffe und Vertrauter Hans Brand das Wirtshaus mit Reben, Land und Wald. Ein Jahr später ging das ganze Besitztum käuflich an den weitgereisten Emil Hubler (1889–1979) aus Bätterkinden über. Dessen Ehefrau Rosa, geb. Salzmann (1892–1965) war ebenfalls mit dem Wirtegewerbe vertraut. 1924 eröffneten sie den Betrieb und machten sich daran, die Gebäude zeitgemäss zu erneuern. Die bisherige Scheune wurde zu Bankett- und Tanzsälen umgebaut. Aus den Stallungen im Untergeschoss wurden Autogaragen und 1927/28 entstand die grosse Veranda auf der Seeseite des Bärens mit darunterliegender Kegelbahn. Die Verbindung zwischen den Gebäuden wurde ausgebaut. Die 1940er-Jahre brachten die Küchenerweiterung auf der Nordseite. Einige Jahre später erhielt der östliche Hausteil mit dem Aufbau eines dritten und vierten Stockwerks mit Zimmern und einer Wohnung im obersten Stockwerk sein abschliessendes Aussehen. 1953 erfolgte die letzte äusserliche Veränderung durch den westlichen Anbau der Terrasse. Das Hotel «Bären» wurde so zum grössten Gastwirtschaftsbetrieb unserer Region.
Der «Rote Pfeil» brachte Gäste
Mit anderen Gaststätten entwickelte sich der Bären zum Anziehungspunkt für Gruppen und Gesellschaften jeder Grösse. Die gute Küche wurde weitherum zum Begriff und half den Ort Twann bekannt zu machen. Erinnert sei in diesem Zusammenhang an die unzähligen Fahrten des «Roten Pfeils» in den Sommermonaten der Fünfzigerjahre. Unzweifelhaft hat das Ehepaar Hubler in den 40 Jahren seines Wirkens den «Bären» Twann zu dem gemacht, was er heute ist. 1965 starb «Bären»-Wirtin Rosa Hubler-Salzmann. 1967 übernahm der zweite Sohn, Heinz, die Verantwortung. 1995 stand dann erneut ein Wechsel an, denn das Ehepaar Hansjürg und Elisabeth Aeschlimann-Cornu erwarb den Betrieb, der damit in der Verwandtschaft verblieb, da Elisabeth Aeschlimann die Grossnichte der Rosa Hubler-Salzmann ist. Ihre Eltern, Lucien und Martha Cornu-Salzmann, arbeiteten während Jahrzehnten im «Bären» und waren die grossen Stützen der Patrons.
Quellen: Staatsarchiv Bern, Grundbuch Nidau (19. Jahrhundert), Gemeindearchiv Twann.